(In Deutscher Sprache – This post is only available in German language)
Liebe Leser/innen,
in diesem Beitrag möchte ich von meiner zweiwöchigen Reise nach Taiwan im Oktober 2013 berichten. Während der Reise hatte ich nicht genug Zeit zweisprachig zu bloggen und habe daher nur auf Englisch geschrieben. Jetzt nehme ich mir die Zeit für eine Deutsche Zusammenfassung. Die Reise war Teil der “6th Taiwan Youth Trekker Wanted Campaign“. Als Teilnehmer musste ich bei einer mindestens 10-Tägigen Reise täglich über meine Erlebnisse bloggen. Dafür erhielt ich ein Reisebudget. Als Thema meiner Reise wählte ich “Orchids of Taiwan” – Die Orchideen Taiwans.
In dieser Zusammenfassung geht es vor allem um den Orchideen-Aspekt meiner Reise. Wenn ich keine Zeit finde um auf Deutsch über die Reise an sich zu schreiben, findet ihr die Infos über Hostels und wie man von A nach B kommt in meinen englischen Beiträgen aus der Zeit während der Reise.
Die Orchideen Taiwans
Ich interessiere mich privat sehr für Orchideen. Da Taiwan einer der größten Exporteure von Orchideen ist, passt das super zusammen.
Taiwan ist eine ca. 36.000 km² große Insel südlich von China. Das Klima ist für Orchideen sehr gut geeignet mit hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen. Im kurzen Winter wird es nur selten unter 10 Grad kalt. Taiwan ist bzw. war die Heimat verschiedener Naturformen der Orchideen. In Alishan zum Beispiel wächst die Pleione Orchidee, auf Orchid Island (oder Lanyu genannt) wuchs früher die Phalaenopsis Amabilis.
Alishan und die Pleione Orchidee
Meine Reise begann mit ein paar Tagen in Taichung, dort hatte ich ein halbes Jahr zuvor mein Auslandssemester absolviert. Erstmal stand im Mittelpunkt Freunde wieder zu treffen, zu shoppen und lecker zu essen.
Orchideen waren zum ersten Mal im Alishan Nationalpark, dem nächsten Stop meiner Reise, ein Thema. Der Nationalpark ist ein beliebtes Ziel für Touristen uns ich empfehle den Besuch, auch wenn man nicht auf der Suche nach Orchideen ist. Der Park liegt auf dem Berg Alishan und die Hauptattraktion ist der tolle Ausblick auf den Sonnenaufgang. Jeden Morgen fahren die Touristen mit Zügen noch weiter den Berg hoch zu der optimalen Aussichtsplattform. Das konnte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen:
Mein persönliches Ziel für die Reise nach Alishan war es, die Pleione Orchidee zu finden. Diese Orchidee blüht im Frühjahr – Hoffnungen auf Blüten hatte ich im Oktober also keine. Aber den Rest der Pflanze wollte ich sehen. Die Orchidee hat nur 1 Blatt, das sie im Winter verliert. Als ich sie fand waren die Blätter schon gelblich und ich hatte wohl Glück sie überhaupt noch erwischt zu haben:
Ich fand die Pflanze in einem zu ihrem Schutz abgetrennten Gebiet im Nationalpark. Ohne die Blüten war es nicht einfach sie zu finden!
Ich habe übrigens gelesen, dass man die Pleione Orchidee, mit leichten Vorkehrungen gegen den winterlichen Frost, auch in Deutschland im Garten halten kann!
Orchideen am Straßenrand
Als nächstes machte ich einen kurzen Abstecher in die Stadt Kaohsiung. Kaohsiung liegt südlich von Alishan. Das Klima scheint hier schon Orchideen-freundlicher zu werden als in den Städten im Norden. Ich habe nämlich viele Orchideen am Straßenrand, auf Bäume aufgebunden, entdeckt. Ich weiß nicht wer die Orchideen dort aufgebunden hat, wahrscheinlich die Anwohner? Ich hätte auch gerne einen Baum mit Orchideen in meinem Garten! Aber abgesehen von der Tatsachen das ich keinen Garten habe, würde es das Klima hier in Deutschland nicht zulassen. 😉
In Kaohsiung konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen die große gelbe Quietscheente zu besichtigen, die noch bis zu dem Tag im Hafen lag. Faszinierend 😉
Orchid Island – Lanyu
Also Orchideen-Fan konnte ich es mir nicht nehmen lassen das sogenannte Orchid Island zu besuchen. Um dort hin zu gelangen musste ich einen sehr abenteuerlichen Flug in einem winzigen Flugzeug bestreiten. Vor allem die Landung war echt wackelig 😮
Die Insel heißt eigentlich Lanyu, wird aber oft als Orchid Island bezeichnet. Unter diesem Namen müsste man ja eigentlich ein Orchideen Paradies vermuten. Leider ist es das aber nicht mehr. 😦 Früher wuchs hier angeblich die Phalaenopsis Amabilis Orchidee. Aber als die Massenproduktion von Orchideen anfing, wurden wilde Pflanzen zum züchten benötigt. Die Ureinwohner auf Lanyu wurden dafür bezahlt, wilde Orchideen zu sammeln, bis keine mehr zu finden waren. Mein Führer auf Lanyu erinnert sich in seiner frühen Kindheit noch wilde Orchideen blühen gesehen zu haben. Jetzt aber nicht mehr.
Trotzdem wollte ich einen Blick in die Wälder werfen, gibt es wirklich keine Orchideen an den Bäumen?
Scheinbar nicht. Wir sind sogar etwas abseits des Wegs gewandert, konnten aber keine Orchideen finden. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass auf ganz unzugännglichem Gelände noch Orchideen wachsen, aber vielleicht sind sie auch einfach ausgestorben nachdem fast alle eingesammelt wurden… Schade!
Trotzdem genoss ich den Ausflug nach Lanyu. Ich umrundete die Insel und mein lokaler Führer zeigte mir alle interessanten Sehenswürdigkeiten.
Ein Besuch bei Taisuco Orchid
Jetzt ist aber wirklich Zeit für Orchideen! Nach dem Abstecher nach Lanyu fuhr ich kurz nach Taipei. Dort musste ich an einer offiziellen Veranstaltung der 6th Youth Trekker Wanted Capaign teilnehmen. Am nächsten Tag fuhr ich zurück in den Süden. Ich blieb drei Nächte in Kaohsiung (Im Backpacker 41 Hostel das ich sehr empfehlen kann).
Von dort aus fuhr ich für einen Tagesausflug zur Firma Taiwan Sugar Corporation. Eine ihrer 8 Divisionen vertreibt Phalaenopsis Orchideen unter dem Namen “Taisuco Orchid” in die ganze Welt! Die Mitarbeiterin Susan Lin war so nett mich herumzuführen und mir die Firma und die Orchideenproduktion zu erklären.
90 % der Produktion von Taisuco Orchid werden exportiert, nur 10 % landen auf dem lokalen Markt. In den USA, Canada und Holland hat Taisuco Orchid Tochterfirmen für den lokalen Vertrieb. Die Niederlassung in Taiwan kümmert sich um die Laborarbeit zum kreuzen oder klonen von Pflanzen. Die kleinen Pflanzen werden in Gewächshäusern aufgezogen. Noch ohne Blüten werden Sie in die Tochterfirmen im Ausland geschickt und dort zur Blüte gebracht.
Für Taisuco Orchid ist es wichtig immer neue, noch schönere Kreuzungen zwischen Phaelaenopsis Orchideen zu kreieren. Pro Jahr werden etwa 200 Kreuzungen ausprobiert. Die schönsten kommen dann in die Massenproduktion.
Sehr spannend fand ich die Erklärung wie Phalaenopsis Orchideen gekreuzt werden. Bis zu diesem Tag hatte ich nicht ernsthaft darüber nachgedacht, aber plötzlich reizte es mich meine Fensterbank-Orchideen zu kreuzen und kleine Baby-Orchideen zu züchten 😉 Die Kreuzung an sich funktioniert ganz einfach: Man wählt die Elternpflanzen aus, deren Eigenschaften man sich in den neuen Orchideen erhofft. Von einer Blüte wird der Pollen entnommen (z.B. mit einem Zahnstocher), und dann auf eine Blüte der anderen Pflanze übertragen. Innerhalb weniger Tage vertrocknet die Blüte und der Stiel beginnt sich zu einer Samenkapsel zu wandeln.
Samenkapsel bei Taisuco Orchid:
Später auf meiner Fensterbank 😀 :
Die Samen kommen nach etwa neun Monaten in einen speziellen Nährboden. Das Geleeartige Material enthält Chemische und natürliche Inhaltsstoffe sowie bestimmte Hormone. Was wirklich drin steckt konnte mir Susan leider nicht verraten. Wenn die Sämlinge groß genug sind, werden sie in kleinen Töpfen ins Gewächshaus gesetzt.
In Taiwan hat Taisuco Orchid Patente auf einige ganz besondere Phalaenopsis Kreuzungen. Aber weltweit können Sie natürlich nicht kontrollieren, ob ihre Pflanzen doch weiter geklont werden.
Laborarbeit bei Taisuco Orchid:
Zur Massenproduktion werden kleine Stücke eines Blütentriebs abgetrennt. Diese Stücke mit jeweils einem Knoten (diese Verdickungen am Blütentrieb) werden in einen Nährboden gesetzt. Dann wachsen sie aus dem Knoten wieder. Durch erneutes teilen können diese Stücke dann vervielfältigt werden. Der Englische Fachbegriff dafür ist “mericlones”.
So kann das aussehen:
Die Entscheidung welche Orchideen in die Massenproduktion gehen sollen, ist nicht so einfach! Bei Taisuco Orchid werden verschiedene Tests durchgeführt um diese Entscheidung zu treffen: Welche Temperatur- und Lichtansprüche haben die Pflanzen? Sind sie empfindlich für Krankeiten? Wie lange halten die Blüten in einem Raum ohne Klimaanlage? …
Bei den Versuchen möglichst besondere Orchideen zu kreieren, macht Taisuco auch vor künstlicher Farbe nicht halt: Aktuell werden verschiedene Farben getestet um eine besonders schöne Einfärbung zu erzielen. (Ich persönlich halte davon ja nicht viel, aber in Taiwan werden von den Endkunden viele Orchideen nach der Blüte entsorgt. Für solche Kunden macht es nichts, dass die Farbe nicht von Dauer ist.)
Nach diesem spannenden Tag fuhr ich wieder zurück zu meinem Hostel in Kaohsiung.
Ein Besuch bei Dachi Orchids
Schon am nächsten Tag ging es weiter: Heute stand ein Besuch bei Dachi Orchids an, einem Familienunternehmen in Pingtung County. Der einzige Mitarbeiter mit Englischkenntnissen stellte sich mir als “Dino” vor. Er war so nett, mich von meinem Hostel abzuholen. Sonst wäre es etwas umständlich gewesen die Plantage zu erreichen.
Die ganze Familie empfing mich sehr herzlich und führte mich durch die Plantage. Dachi Orchids spezialisiert sich seit über 20 Jahren auf das Aufziehen von Phalaenopsis Orchideen. Sie haben eigene Züchtungen, aber kein eigenes Labor.
Taisuco Orchid ist übrigens auch ein Kunde von Dachi Orchids – um ihre Nachfrage zu decken, lagern sie einen Teil der Aufzucht an kleinere Plantagen aus. Tatsächlich vermarktet Dachi Orchids nur 40 % seiner Produktion selbst, der Rest geht an Taisuco oder andere Marken.
Die Spezialität von Dachi Orchids sind Phalaenopsis mit großen, weißen Blüten. Damit folgt die Firma dem Geschmack der Japaner, denn die besagten 40 % der Produktion von Dachi Orchids gehen aktuell nach Japan. Die Pflanzen werden noch ohne Blüten verschickt, der Abnehmer in Japan ist darauf spezialisiert schöne Blüten zu forcieren. Die Orchideen-Industrie in Taiwan exportiert zu 90 % Pflanzen ohne Blüte, der Transport mit Blüten ist einfach zu riskant.
Das ist zum Beispiel “Phal. Sogo Yukidian ‘V3′”:
Alle Pflanzen werden von der Flasche bis zum Verkauf mehrfach umgetopft. Dabei gibt es genaue Richtlinien, wann welche Topfgröße ansteht: Aus der Flasche in 1,5 inch / 3,8 cm Töpfe.
Die ganz kleinen bekommen etwas gedämpfteres Licht als die älteren Pflanzen:
Nach 4 1/2 Monaten wird umgetopft in 2,5 inch / 6,35 cm Töpfe. Beim umtopfen wird neues Moos um das alte herum gelegt.
Nach weiteren 4 1/2 Monaten kommt die nächste Topfgröße: 3,5 inch / ~9 cm. Dann kann bald verkauft werden. Um so länger die Pflanzen unter den perfekten Bedingungen im Gewächshaus bleiben, um so mehr Blüten können dann beim Kunden erreicht werden. Bei Phal. Sogo Yukidian ‘V3′ sind es etwa 14 Blüten, wenn die Pflanze 6 Monate in der letzten Topfgröße bei Dachi geblieben ist. Will der Kunde es günstiger, kann auch schon drei Monate vorher verkauft werden.
Qualitätskontrolle von Orchideen, die bald verkauft werden sollen:
Übrigens wachsen die Orchideen hier mit Musik! Allerdings wurde mir gesagt, die Musik ist nicht für die Pflanzen, sondern für die Arbeiter 😉 Ich dachte erst an Entertainment, aber es gibt noch einen Grund für die Musik: Die Pflanzen werden per Hand gegossen, die Musik hilft einen Takt zu finden um jeder Pflanze die selbe Menge Wasser zu geben. Alle 10-14 Tage wird einmal gegossen, je nachdem, wie feucht das Moos noch ist.
Während Plantagen in Deutschland wahrscheinlich fast nur am Heizen sind, muss Dachi Orchids im Sommer auch kühlen: Dazu gibt es große Ventilatoren und eine “Wasser-Wand”. Auf der Wand läuft bei Hitze Wasser herunter, um die Temperatur zu senken:
Auch in Taiwan kommen Plantagen nicht darum herum zu heizen um immer die optimale Temperatur zu halten. Nachts ist die optimale Temperatur >27 °C, wird es kälter, fangen die Pflanzen an zu blühen. Zum Heizen wird dieses Gerät genutzt:
Neben einem Gewächshaus hat die Familie an einen Baum vieeeele Orchideen aufgebunden, das gefällt mir! 😀 Die Pflanzen sind jetzt etwa drei Jahre am Baum, ab und zu bekommen sie etwas extra Wasser, aber die meiste Zeit wachsen sie alleine vor sich hin.
Spricht etwas dagegen, mir so einen Baumstamm ins Wohnzimmer zu stellen? ;-p
Und als ob das nicht schon Gastfreundschaft genug gewesen wäre, hat mich die jüngere Generation der Familie danach zum Sightseeing in der Region eingeladen. Was für ein toller Tag! 🙂
Ein Tag in Kaohsiung
Nach meinen Ausflügen hatte ich noch einen freien Tag in Kaohsiung. Zeit um die Stadt zu entdecken.
In einem Park in der Nähe des Pier 2 Art Center entdeckte ich schöne Orchideen:
Zurück in Taichung
Fast am Ende meiner Reise, treffe ich mich nochmal mit meinen Freundinnen in Taichung. Diesmal sind wir gemeinsam auf Orchideen-Mision:
Zuerst stärken wir uns mit leckerer Eiscreme bei Dawncake in Taichung. (Ganz berühmtes Eis für 2 Euro pro Kugel!)
Dann ging es weiter zu Ming Fang Orchid Farm (萌芳花卉農 場). Dort werden Orchideen an Endkunden verkauft, man kann also viele blühende Orchideen bestaunen. So schade, dass ich im Flugzeug keine Orchidee mitnehmen kann!!
Yilan mit meiner Gastfamilie
Meine erste Reise nach Taiwan war in 2011, damals durfte ich zwei tolle Wochen mit einer Gastfamilie verbringen. Ich habe mich sehr gefreut, sie jetzt wiedersehen zu können. Meine zwei letzten Tage in Taiwan verbrachten wir auf einem “Familienausflug” nach Yilan.
Beim Shopping entdeckte ich zwei ganz besondere Orchideen in der Laden-Deko. Habt ihr schon mal so lange Blütenstiele gesehen??
Und weil ich ja leider keine Orchidee mit ins Flugzeug nehmen kann, habe ich mir ein anderes Mitbringsel gegönnt: Einen asiatischen Papierschirm!
Ob sich irgendwer diesen laaaangen Text ganz durchlesen wird? ;-p
Liebe Grüße an alle Orchideen-Fans!
Verena
Bis zum Ende gelesen (^ ^)v
Super Bericht, danke!
Falls du mal wieder die Gelegenheit hast, schau doch auch hier vorbei:
http://taidaorchids.com.tw
Die sitzen in Changhua, und haben letztes Jahr eine echt beeindruckende Ausstellung in einer UB in Taichung organisiert.
Danke für die Adressen und neuen Ideen!
LG,
Cindy